Der künstliche Schlaf bei einer Operation hat für viele Menschen etwas Unheimliches. Umso wichtiger ist die sorgfältige Vorbereitung. Das beste Mittel gegen Ängste ist die Vorbesprechung. «In der Narkosesprechstunde zeigen wir auf, dass heutzutage eine Narkose ein sicheres Verfahren ist. Dies, weil wir Herz, Kreislauf und Lunge mit modernsten Geräten ständig überwachen. So gewinnt man viel Sicherheit», erklärt Dr. Henrik Sjöström, Chefarzt Anästhesie am Bethesda Spital. Im Vorgespräch können Fragen gestellt und Bedenken aus dem Weg geräumt werden.
Anschliessend stellen die Narkosespezialisten den Medikamentenmix massgeschneidert auf die individuellen Gegebenheiten zusammen. «Bei der Dosierung berücksichtigen wir Geschlecht, Grösse und Gewicht sowie allfällige Nebenerkrankungen.» Um zu sehen, wie tief der Schlaf ist, messen die Anästhesistinnen und Anästhesisten kontinuierlich die Hirnströme und beobachten jeden einzelnen Atemzug. So sehen sie laufend, wie der Körper auf die Medikamente reagiert und können bei Bedarf sofort intervenieren. Das Anästhesie-Team gibt alles, um auch in der Narkose-Einleitung eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen.
«Wir versuchen, die Patientinnen und Patienten in dieser Ausnahmesituation etwas herunterzuholen. Dafür arbeiten wir mit Musik und Ablenkung. So erinnern wir sie beispielsweise an die letzten Ferienerlebnisse und achten auf eine positive Wortwahl. Das ist hilfreich.» Dank der technisch-fachlich hochstehenden Überwachung und der empathischen Begleitung geben sich viele beim Aufwachen erstaunt, wie gut es gelaufen ist.
Nach der Narkose rasch wieder auf den Beinen
Noch immer fürchten einige, während der Operation zu erwachen. Gerade weil die Narkose so sicher geworden ist, können nun auch Patientinnen und Patienten mit komplexen Erkrankungen von einer Operation profitieren. Das war früher nicht möglich. In vielen Fällen wird auch in Teilnarkose operiert. Im Bethesda Spital hat diese Methode eine lange Tradition. «In den Neunzigerjahren wurden praktisch alle Eingriffe in Teilnarkose durchgeführt. Wir haben das aufgenommen und weiterentwickelt. Wenn es geht, bieten wir immer diese Variante an.» Insbesondere bei Betagten mit Mehrfacherkrankungen sei diese
Methode schonender, medizinisch aber die Voll- und Teilnarkose etwa gleichwertig, führt Anästhesist Dr. Sjöström aus.
Eine Narkose ist heute gut verträglich
Weil die Narkose-Medikamente äusserst kurz wirksam sind, erholen sich die Frischoperierten meist rasch. Nach einem kurzen Eingriff ist man in der Regel nach wenigen Stunden schon wieder auf dem Weg nach Hause. «Natürlich fühlt man sich in den ersten Stunden noch etwas müde. Das geschieht aber nicht nur wegen der Narkose, sondern immer in Kombination mit der Operation.»
Und weil bereits während der Narkose prophylaktisch Medikamente gegen Übelkeit gegeben werden, ist das Wohlbefinden heute viel besser. Ganz allgemein muss man sich weder vor einer Narkose selber noch vor deren Langzeitwirkungen fürchten. So haben etwa Studien gezeigt, dass eine Anästhesie die Vergesslichkeit bei einer Demenz nicht verstärkt.