Erika Bucher* brauchte eine neue Hüfte. Die 85-jährige Seniorin lebt alleine in ihrer Wohnung, ist aber wegen einer beginnenden Demenz immer mehr auf Unterstützung angewiesen. Wie also sollte es nach diesem Eingriff weitergehen mit ihr? Frau Bucher und ihr Sohn waren froh, bereits vor der Operation mit einer Pflegefachperson über die Zeit danach sprechen zu können. Im Bethesda Spital kommen alle Patientinnen und Patienten vor dem Spitaleintritt in den Genuss einer präoperativen Pflegesprechstunde. In diesem Gespräch geht es darum, sich gegenseitig kennenzulernen und dabei mögliche Einschränkungen, Risiken sowie den zu erwartenden Pflegebedarf einzuschätzen.
«Der Projektimpuls war beeinflusst von der Situation, dass der Eintritt zu einem operativen Eingriff zunehmend direkt am OPTag stattfindet und deshalb die Zeit für ein sorgfältiges Pflegeassessment oft zu knapp bemessen war. Dank der präoperativen Pflegesprechstunde können wir bereits vor dem Eintritt den Pflegebedarf, mögliche Risiken sowie individuelle Bedürfnisse gut einschätzen und elektronisch erfassen. Alle relevanten Informationen werden zusammengetragen und stehen am Eintrittstag den verantwortlichen Pflegefachpersonen direkt zur Verfügung.», sagt Thomas Franke, Abteilungsleiter Pflege am Bethesda Spital. Dieses Pflegeassessment findet ein bis zwei Wochen vor dem Eingriff, direkt nach der Anästhesiesprechstunde statt. Insbesondere bei älteren Personen mit Mehrfacherkrankungen gilt es dabei einige Punkte zu beachten. Je nach Situation können so bereits im Voraus die nötigen Pflegemassnahmen eingeleitet, allfällige Risiken beachtet und spezifische Hilfsmittel bereitgestellt werden.
Wünsche erfüllen und über Sorgen sprechen
Auch die Zeit nach dem stationären Aufenthalt ist Gegenstand des Gesprächs: Ist ein anschliessender Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik geplant? Muss Unterstützung durch die Spitex organisiert werden? Das Gespräch enthält sowohl standardisierte als auch individuelle Aspekte. «Dabei geht es nicht nur um körperliche und medizinische Themen, sondern auch um Fragen der Alltagsbetreuung und der sozialen Teilhabe nach der Rückkehr in die angestammte Umgebung.» Solche Informationen sind sowohl für die stationäre Betreuung als auch für die Zeit danach wichtig. Während des Gesprächs mit Familie Bucher stellte sich heraus, dass für die Zeit nach der Rehabilitation eine Spitex organisiert werden musste. Auch wünschte sich die Seniorin ein Einzelzimmer – dies konnte man ihr mit einem Upgrade ermöglichen. Es sei gut, dass bei diesem Gespräch der Sohn mit dabei gewesen sei. «Bei Mehrfacherkrankten sind die pflegenden Angehörigen oft überfordert. Deshalb ist es wichtig, die Bezugspersonen frühzeitig zu beteiligen, um sie so auch entlasten zu können.»
* Name zum Schutz der Patientin geändert.